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Sophie Schmidt
Ein schweres Herz muss man sich leisten können
22.4. – 11.6.2023
Sophie Schmidt ist in vielerlei Hinsicht eine Grenzgängerin. Ihre multimedialen, raumgreifenden Installationen sprengen jede Gattungsgrenze. Sie umfassen angefangen bei Zeichnungen, Collagen, Leinwandbildern und Wandmalereien, in die sie oftmals eigene Texte integriert, auch Skulpturen, die aus allerlei Alltagsmaterialien wie Sieben, Ästen, Schläuchen, alten Schubkarren oder Ölfässern entstehen. Ihre eindrücklichen Performances bringen sie ebenfalls oft genug an ihre körperlichen Grenzen. Gefangen in fragilen, benutzbaren Skulpturen – die sie Prothesen nennt – trägt sie ihre von persönlichen Erfahrungen durchdrungenen Texte,mal zaghaft sprechend mal innbrünstig singend, vor.
In ihren Werken überführt Sophie Schmidt ihre Sicht der Welt in eine universelle Poesie, die einer noch so flüchtigen Begegnung oder einem Geruch, existentiellen menschlichen Gefühlen wie Angst, Freude, Einsamkeit und Lust, aber auch der banalsten alltäglichen Situation eine ergreifende Tiefgründigkeit verleiht.
Für ihre erste institutionelle Einzelausstellung Ein schweres Herz muss man sich leisten können im Kunstverein Friedrichshafen hat die Künstlerin erneut eine raumgreifende Installation geschaffen, die auch gleichzeitig die Bühne für die gleichnamige Opernperformance ist, die sie im Rahmen der Ausstellungseröffnung aufführen wird.
In tagebuchartigen Sequenzen lässt Schmidt uns an ihrer Poetik des Alltäglichen teilhaben, für die wiederum verschiedene, auf einer Reise in die Vereinigten Staaten gesammelte Grenzerfahrungen ausschlaggebend sind. Ein Reisestipendium führte sie zunächst nach Alaska und im Anschluss nach Chicago.
Bereits zuvor hat sie die Eindrücke, die sie bei ihren zahlreichen Reisen gewonnen hat, in ihren Ausstellungen und Künstlerinnenbüchern verarbeitet. Und auch dieses Mal nimmt sie uns mit an einen der entlegensten Orte der Welt, nach Anchorage, Alaska. „Am Rande des Runden Sees. Am Rande der Runden Welt.“, wie in einer Zeichnung der Ausstellung geschrieben steht. Sie nimmt uns mit in ihr Airbnb in der Malibu RD, auf das ewige Eis, welches vor Jahrhunderten noch die Kontinente verbunden hat, und lässt uns an diesem so ursprünglichen, lebensfeindlichen Ort, den die Menschheit bisher nur begrenzt bezwingen konnte, die Naturgewalten spüren.
In Chicago angekommen, kulminiert sich dort alles, was die Zivilisation zu bieten hat. Der American Dream prallt auf Armut und Kriminalität, No-go-Areas auf eine glitzernde Skyline und auch die koloniale Vergangenheit Amerikas manifestiert sich in dem erschütternden Kontrast zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden der Stadt.
All das beschreibt die Künstlerin auf bildlicher und textlicher Ebene in den Wandmalereien, Collagen und Zeichnungen der Ausstellung, verwebt es mit Texten anderer Literatinnen und Literaten, Notizen sowie Briefwechseln und transformiert alles in eine Opernperformance, in der Stimmungen, Körperteile, Organe, Tränengeweih-Prothesen, Elche, Schnee, Bäume, Architekturen, Anchorage und Chicago ein Eigenleben führen.
Vom Pazifischen Ozean folgen wir Sophie Schmidt somit zum Lake Michigan, um uns schlussendlich am Bodensee wiederzufinden. Während dieser Reise lässt sie uns an ihrer vielschichtigen und tiefgründigen Weltpoesie teilhaben.
Eröffnung & Opernperformance: Freitag, 21.4.2023, 19 Uhr
© 2023: Sophie Schmidt, Foto: Olsen Wolf
Sophie Schmidt is a border crosser in many respects. Her expansive multimedia installations transcend all genre boundaries. Starting with drawings, collages, canvas paintings and murals, into which she often integrates her own texts, they also include sculptures made from all kinds of everyday materials such as sieves, branches, hoses, old wheelbarrows, or oil drums. Her impressive performances also often push her to her physical limits. Trapped in fragile, usable sculptures - which she calls prostheses - she recites her texts, which are imbued with personal experiences, sometimes speaking timidly, sometimes singing fervently.
In her works, Sophie Schmidt translates her view of the world into a universal poetry that lends a fleeting encounter, a smell, existential human feelings such as fear, joy, loneliness, and desire, and even the most banal everyday situation a poignant profundity.
For her first institutional solo exhibition Ein schweres Herz muss man sich leisten können at the Kunstverein Friedrichshafen, the artist has once again created an expansive installation that is also the stage for the opera of the same title, which she will perform at the exhibition opening.
In diary-like sequences, Schmidt lets us participate in her poetics of the Everyday, for which in turn various borderline experiences collected on a trip to the United States are decisive. A travel scholarship took her first to Alaska and then to Chicago.
She has already processed the impressions she has gained on her numerous journeys in her exhibitions and artist's books before. And this time, too, she takes us to one of the most remote places in the world, to Anchorage, Alaska. "At the edge of the Round Lake. At the edge of the Round World." as written in one drawing of the exhibition. She takes us to her Airbnb in the Malibu RD, onto the eternal ice that centuries ago connected the continents and lets us feel the forces of nature in this place so pristine, so hostile to life, that humanity has only been able to conquer it limited.
Arriving in Chicago, everything that civilisation has to offer culminates there. The American Dream collides with poverty and crime, no-go areas with a glittering skyline, and America's colonial past also manifests itself in the shocking contrast between the rich north and the poor south of the city.
The artist describes all this on a pictorial and textual level in the exhibition's murals, collages, and drawings, interweaves it with texts by other literary figures, notes and correspondences and transforms it into an opera in which moods, body parts, organs, tear-antler prostheses, moose, snow, trees, architecture, Anchorage and Chicago take on a life of their own.
From the Pacific Ocean we thus follow Sophie Schmidt to Lake Michigan, to finally find ourselves at Lake Constance. During this journey, she shares with us her multi-layered and profound world poetry.
Exhibition opening & Operatic performance: Friday, 27.1.2023, 7 pm
© 2023: Sophie Schmidt, Photo: Olsen Wolf
© 2023: Sophie Schmidt, Foto/Photo: Olsen Wolf
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Sophie Schmidt
Ein schweres Herz muss man sich leisten können
22.4. – 11.6.2023
Sophie Schmidt ist in vielerlei Hinsicht eine Grenzgängerin. Ihre multimedialen, raumgreifenden Installationen sprengen jede Gattungsgrenze. Sie umfassen angefangen bei Zeichnungen, Collagen, Leinwandbildern und Wandmalereien, in die sie oftmals eigene Texte integriert, auch Skulpturen, die aus allerlei Alltagsmaterialien wie Sieben, Ästen, Schläuchen, alten Schubkarren oder Ölfässern entstehen. Ihre eindrücklichen Performances bringen sie ebenfalls oft genug an ihre körperlichen Grenzen. Gefangen in fragilen, benutzbaren Skulpturen – die sie Prothesen nennt – trägt sie ihre von persönlichen Erfahrungen durchdrungenen Texte,mal zaghaft sprechend mal innbrünstig singend, vor.
In ihren Werken überführt Sophie Schmidt ihre Sicht der Welt in eine universelle Poesie, die einer noch so flüchtigen Begegnung oder einem Geruch, existentiellen menschlichen Gefühlen wie Angst, Freude, Einsamkeit und Lust, aber auch der banalsten alltäglichen Situation eine ergreifende Tiefgründigkeit verleiht.
Für ihre erste institutionelle Einzelausstellung Ein schweres Herz muss man sich leisten können im Kunstverein Friedrichshafen hat die Künstlerin erneut eine raumgreifende Installation geschaffen, die auch gleichzeitig die Bühne für die gleichnamige Opernperformance ist, die sie im Rahmen der Ausstellungseröffnung aufführen wird.
In tagebuchartigen Sequenzen lässt Schmidt uns an ihrer Poetik des Alltäglichen teilhaben, für die wiederum verschiedene, auf einer Reise in die Vereinigten Staaten gesammelte Grenzerfahrungen ausschlaggebend sind. Ein Reisestipendium führte sie zunächst nach Alaska und im Anschluss nach Chicago.
Bereits zuvor hat sie die Eindrücke, die sie bei ihren zahlreichen Reisen gewonnen hat, in ihren Ausstellungen und Künstlerinnenbüchern verarbeitet. Und auch dieses Mal nimmt sie uns mit an einen der entlegensten Orte der Welt, nach Anchorage, Alaska. „Am Rande des Runden Sees. Am Rande der Runden Welt.“, wie in einer Zeichnung der Ausstellung geschrieben steht. Sie nimmt uns mit in ihr Airbnb in der Malibu RD, auf das ewige Eis, welches vor Jahrhunderten noch die Kontinente verbunden hat, und lässt uns an diesem so ursprünglichen, lebensfeindlichen Ort, den die Menschheit bisher nur begrenzt bezwingen konnte, die Naturgewalten spüren.
In Chicago angekommen, kulminiert sich dort alles, was die Zivilisation zu bieten hat. Der American Dream prallt auf Armut und Kriminalität, No-go-Areas auf eine glitzernde Skyline und auch die koloniale Vergangenheit Amerikas manifestiert sich in dem erschütternden Kontrast zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden der Stadt.
All das beschreibt die Künstlerin auf bildlicher und textlicher Ebene in den Wandmalereien, Collagen und Zeichnungen der Ausstellung, verwebt es mit Texten anderer Literatinnen und Literaten, Notizen sowie Briefwechseln und transformiert alles in eine Opernperformance, in der Stimmungen, Körperteile, Organe, Tränengeweih-Prothesen, Elche, Schnee, Bäume, Architekturen, Anchorage und Chicago ein Eigenleben führen.
Vom Pazifischen Ozean folgen wir Sophie Schmidt somit zum Lake Michigan, um uns schlussendlich am Bodensee wiederzufinden. Während dieser Reise lässt sie uns an ihrer vielschichtigen und tiefgründigen Weltpoesie teilhaben.
Eröffnung & Opernperformance: Freitag, 21.4.2023, 19 Uhr
© 2023: Sophie Schmidt, Foto: Olsen Wolf
Sophie Schmidt is a border crosser in many respects. Her expansive multimedia installations transcend all genre boundaries. Starting with drawings, collages, canvas paintings and murals, into which she often integrates her own texts, they also include sculptures made from all kinds of everyday materials such as sieves, branches, hoses, old wheelbarrows, or oil drums. Her impressive performances also often push her to her physical limits. Trapped in fragile, usable sculptures - which she calls prostheses - she recites her texts, which are imbued with personal experiences, sometimes speaking timidly, sometimes singing fervently.
In her works, Sophie Schmidt translates her view of the world into a universal poetry that lends a fleeting encounter, a smell, existential human feelings such as fear, joy, loneliness, and desire, and even the most banal everyday situation a poignant profundity.
For her first institutional solo exhibition Ein schweres Herz muss man sich leisten können at the Kunstverein Friedrichshafen, the artist has once again created an expansive installation that is also the stage for the opera of the same title, which she will perform at the exhibition opening.
In diary-like sequences, Schmidt lets us participate in her poetics of the Everyday, for which in turn various borderline experiences collected on a trip to the United States are decisive. A travel scholarship took her first to Alaska and then to Chicago.
She has already processed the impressions she has gained on her numerous journeys in her exhibitions and artist's books before. And this time, too, she takes us to one of the most remote places in the world, to Anchorage, Alaska. "At the edge of the Round Lake. At the edge of the Round World." as written in one drawing of the exhibition. She takes us to her Airbnb in the Malibu RD, onto the eternal ice that centuries ago connected the continents and lets us feel the forces of nature in this place so pristine, so hostile to life, that humanity has only been able to conquer it limited.
Arriving in Chicago, everything that civilisation has to offer culminates there. The American Dream collides with poverty and crime, no-go areas with a glittering skyline, and America's colonial past also manifests itself in the shocking contrast between the rich north and the poor south of the city.
The artist describes all this on a pictorial and textual level in the exhibition's murals, collages, and drawings, interweaves it with texts by other literary figures, notes and correspondences and transforms it into an opera in which moods, body parts, organs, tear-antler prostheses, moose, snow, trees, architecture, Anchorage and Chicago take on a life of their own.
From the Pacific Ocean we thus follow Sophie Schmidt to Lake Michigan, to finally find ourselves at Lake Constance. During this journey, she shares with us her multi-layered and profound world poetry.
Exhibition opening & Operatic performance: Friday, 27.1.2023, 7 pm
© 2023: Sophie Schmidt, Photo: Olsen Wolf